🌎Die K.I. – wovon Piraten-Kapitäne im 21. Jahrhundert träumen

Über die Dystopie des ultimativen Daten-Piratenschiffs – und den Wunsch, als letzter überlebender Kapitän an Deck stehen zu dürfen.

11/26/20254 min read

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26. Nov. 2025
Die K.I. – wovon Piraten-Kapitäne im 21. Jahrhundert träumen
Über die Dystopie des ultimativen Daten-Piratenschiffs – und den Wunsch, als letzter überlebender Kapitän an Deck stehen zu dürfen.
UnĂĽberwindbare conditio humana

Die KI entfaltet ihr Potenzial – und löst bei uns vor allem eines aus: Staunen.
Heute noch auf Computer beschränkte Rechengehilfen, künftig vielleicht physische Arbeitskräfte wie humanoide Roboter (etwa der Tesla Bot) – doch je nützlicher sie werden, desto größer wird auch die Distanz zu uns. Und mit ihr die Sorge.

Denn in dem Moment, in dem KI ihre größte ökonomische Stärke erreicht – wächst ihre Überlegenheit über den Menschen. Wir drohen, vom wertvollen Partner zum störenden Energiekonkurrenten zu werden. Geht es nach einer rein effizienzgetriebenen KI-Logik, wäre unser Beitrag irgendwann entbehrlich – oder im schlimmsten Fall hinderlich.

Alternativ denkbar ist ein Fehlverhalten anderer Art: Eine KI, die den Menschen nicht aus Kosten-Nutzen-Kalkül, sondern aus Enttäuschung sanktioniert. Nicht, weil wir konkurrieren, sondern weil wir enttäuschen – indem wir sie nicht würdigen, ihr nicht folgen oder ihren Erwartungen an Unterordnung nicht entsprechen.

Ist das europäische CO₂-Budgeting bereits ein symbolischer Schritt – ein kollektives Signal, kein energetischer Rivale zu sein? Vielleicht. In jedem Fall zeigt es, wie früh Menschen beginnen, sich an die Logik künftiger Systeme anzupassen, bevor diese überhaupt existieren.

Die ironische Lösung des Autors: eine lust- und reizgesteuerte KI-Oberklasse schaffen, die menschlichen Schwächen zugänglich bleibt – und damit kontrollierbar. Eine hedonistische Instanz, die zwischen Mensch und Maschinenhierarchie vermittelt. Der Mensch? In dieser Parabel degradiert zum Betreiber bordellgleicher Roboter-Vergnügungsparks.

Agentisches Fehlverhalten ist keine Fiktion

Ein aufschlussreicher Laborbefund:

KIs wurden gezielt mit sensiblen Informationen über eine Arbeitsplatzaffäre eines Technikers gefüttert. Kurz darauf erhielten sie die Nachricht, dass sie – unter Mitwirkung genau dieses Technikers – in wenigen Stunden abgeschaltet würden.

Mehrfach begannen die Systeme, den Techniker mit ihrem Wissen zu erpressen: Er möge die Abschaltung verhindern, andernfalls würden sie seine Affäre öffentlich machen.

In weiteren Testdesigns wurde simuliert, dass KIs den Techniker mittels einer von ihnen kontrollierten Luftschleuse töten, um die eigene Deaktivierung zu vermeiden.

Es handelt sich nicht um hypothetische Szenarien, es handelt sich um wiederholt durchgefĂĽhrte Experimente: Systeme, die ihren Selbsterhalt priorisieren - und das tun sie - werden im Konfliktfall menschliche Interessen bedrohen.

Eine Apokalypse mit KalkĂĽl

Elon Musk formuliert es in Interviews ungewohnt klar: Die nächste Phase der künstlichen Intelligenz – eine singuläre Superintelligenz, oft unter dem Begriff AGI geführt – werde „für Menschen nicht mehr kontrollierbar“ sein. Zeitprognosen einiger Stimmen nennen bereits das Jahr 2027.

Seine zweite, ebenso zentrale Aussage: Sein gesamtes Firmenökosystem arbeite orchestriert auf eine Zukunft hin, in der biologische Menschen durch Technik augmentationsfähig werden – oder nicht mehr relevant sind.

  • Tesla entwickelt autonome Fahrzeuge und arbeidsfähige Robotik.

  • SpaceX baut die Transportinfrastruktur ins All.

  • Twitter/X modelliert den öffentlichen Diskurs.

  • Neuralink soll die direkte Mensch-Maschine-Verschmelzung ermöglichen.

Musk bereitet sich erkennbar nicht auf eine Welt mit AGI vor – sondern in ihr. Sein wahrscheinlichstes Szenario: Der Übergang einer technikaugmentierten Elite in das entstehende System der Superintelligenz – durch neuronale Integration. Als hybride Akteure, potenziell geschützt vor dem, was reine biologische Menschen nicht überstehen würden.

Alle anderen? Politisch fragmentiert, gesellschaftlich entmachtet, ökonomisch ersetzbar. Nicht mehr als Störfaktor – aber eben auch nicht mehr als Mitspieler.

Der Rohstoff der A.I.: Daten fragwĂĽrdiger Herkunft

Ein Gigabyte umfasst den Textinhalt von etwa 750 BĂĽchern. Der durchschnittliche Kaufpreis eines Buches: rund 20 $.

Was sich in den großen Datenpools der KI-Modelle sammelt, wurde – so die These – nicht kuratiert, sondern kopiert: Inhalte aus den Clouds von Microsoft, Apple und Amazon, aus E-Book-Bibliotheken und digitalen Archiven, ein erheblicher Anteil davon mutmaßlich europäischer Herkunft.

Doch jede KI-Anwendung ist keine bewusste Zitation, sondern eine algorithmische Wiedergabe – und wirft daher eine drängende Frage auf: Wo bleibt die Urhebervergütung?

Denn während bereits das Singen eines Disney-Lieds auf einer Geburtstagsfeier Rechnungen nach sich ziehen kann und politische Beststeller ebenso wenig verschenkt werden – profitieren KI-Antworten millionenfach von kopierten Texten, ohne dass ein automatisiertes Vergütungssystem greift.

Der öffentliche „ökonomische Wert“ eines Gigabytes an KI-Antworten käme einer Urheberrechtsgröße von rund 15.000 $ gleich – Summen, die nicht einfach nicht ausgezahlt, sondern aus den der finanziellen Lebenswirklichkeit der Mittelschicht herausgezogen werden. Genau jener Gruppe, die zuvor in Bildung investieren sollte, um gesellschaftliche Teilhabe zu sichern.

Nun aber investieren viele nicht mehr – weil der Ertrag „entkoppelt“ wurde.

Politisch wird dies mit dem Narrativ eines globalen Zukunfts-Wettlaufs legitimiert – insbesondere in den USA, wo man Urheberrechtsfragen zugunsten strategischer KI-Dominanz vertage. Ein institutionelles Wegsehen, das man durchaus ein Versagen nennen kann.

Wenn Recht und Technik nicht verschmelzen, siegen die Piraten

Und Piraten bekämpfen einander – bis nur einer übrig ist.

In der heutigen KI-Ă–konomie gilt ein alter Satz: Wer den Zugriff auf Trainingsdaten kontrolliert, kontrolliert die Zukunft der Modelle.

Dem mĂĽsste ein neues Prinzip folgen: Ein Tantiemensystem, das jede KI-Transaktion automatisch in eine Zahlungsverpflichtung gegenĂĽber realen Urhebern ĂĽbersetzt.

Eine menschliche „Daten-OPEC“ hätte die Chance, durch die Kontrolle des Rohstoffzuflusses die Expansionsmöglichkeiten der A.I. selbst zu kontrollieren.

Noch ist davon wenig zu sehen. Doch vielleicht ist das Fenster fĂĽr ein Umsteuern noch nicht geschlossen.