Jedes Mal, wenn der Staat versagt, reagiert er, indem er behauptet, ihm fehlten angeblich ausreichende Durchsetzungsmöglichkeiten – und die Bürger hätten zu viele Freiheiten.
Zu wenige aufgeklärte Fälle? Kein Problem – geben wir der Polizei mehr Befugnisse, Türen einzutreten, physisch wie digital.
Sexualdelikte, die sich nicht beweisen lassen? Kein Problem – Sex nur noch mit ausdrücklicher Zustimmung.
Da eine ausdrückliche Zustimmung aber genauso gut im Nachhinein widerrufen werden kann, ist damit in Wahrheit eine nachweisbare Zustimmung gemeint – also dokumentiert. Diese Dokumente werden dann gefälscht werden, weshalb man sie irgendwann notariell beglaubigen lassen muss. Oder soll man es lieber filmen, Zeugen einladen – reicht einer?
Beweissicherung und Tatsachenfeststellung bei eng definierten Straftatbeständen sind zu aufwendig? Kein Problem – definieren wir Verbrechen einfach so breit und vage, dass sich Gründe für eine Verurteilung leichter finden lassen.
Wir werden von Menschen regiert, die einen enormen Machttrieb und sehr wenig Urteilsvermögen besitzen. Das ist das Problem.
Was helfen könnte, wären demokratisch gewählte Richter, vom Volk bestimmt nach dem Maß des Vertrauens, das man ihrem Urteil zutraut.
Das Vertrauen, dass die richtigen Kandidaten durch ministerielle Ernennungen gefunden werden, ist – wie soll man sagen – erschüttert.